the ultimate tone - Verne's personal setup
1. Pickups: eine endliche Geschichte. Gute Pickups zu bekommen ist gar nicht so sehr schwer.
Ja, ja, der "After market craze" - ich kann nur sagen: lass dich nicht verführen, tu's nicht!
Aus Japan, Korea und nun China kommen heute 90% der Pickups, die bei ausgetüftelter Beschaltung hervorragend klingen! Punkt.
Letztendlich ist der umwerfende Ton aus deiner Gitarre das Zusammenspiel vieler Faktoren: angefangen bei deinem Fingerdruck auf die Saite, über deren Stärke und Material (neu/abgepielt, Edelstahl/Nickel, etc.), Hardware- und Holzqualität des Instruments, Kabel und Amps, u.s.w.....
Für die ultimative Klangcharakteristik, den Sucht-Ton, gibt es kein isoliertes physikalisches oder elektrotechnisches Gesetz, wonach wir uns richten könnten. Aber natürlich technische Grundsätze. Für Pickups gilt Folgendes:
Einzig und alleine die Resonanz-Frequenz ist entscheidend für den Charakter eines Pickups und nicht, wie Viele glauben, der Gleichstrom-DC-Widerstandswert (in Kilo-Ohm) der Spulenwicklungen. Der kOhm-Wert ist allgemein ein Anhaltspunkt für die Ausgangsleistung/Lautstärke.
Laute Pickups sind meist problematisch. Ihre heftigen Spulenwicklungen mit hohen Kapazitätsbelägen und Ohmwerten lassen nur selten feine Obertöne raus (zu undifferenziert) - diese Hammerteile eignen sich daher nur für Zerrsounds oder Rhytmusarbeit im Bandkontext einer Heavy-Truppe.
Schwache Pickups klingen oft zu leise, dünn oder leblos - dagegen hilft gut ein Booster-Preamp und/oder ein dickerer Saitensatz. Feintuning über den Saitenabstand bringt ebenfalls oft erstaunliche Abhilfe.
Wie dicht ein PU an der Saite liegen soll ist nicht generell zu bestimmen. Den Steg Pickup so nah wie möglich an die Saiten zu drehen kann ordentlich nach hinten los gehen! Fender hat auf den sog. "Mr.Gearhead" -Webseiten umfassende Info zu den Werkseinstellungen. Alles Andere hängt von deinen persönlichen Vorgaben ab (Fingertechnik, Saitenstärke und ~Material, Instrument, Amp, Musikstil).
Extrem wichtig ist die richtige Pickup-Schaltung für den entsprechenden Charakter der Pickups. Das Tone Poti z.B. bedämpft immens den Höhenbereich der Pickups - ein RWRP (reverse wound, reverse polarity) gewickelter PU klingt definitv anders (nasaler) als ein normal gewickelter PU.
2. Pickupschaltungen
Es ist schon erstaunlich, wie viele Gitarristen keine Kosten und Mühe scheuen, ihren Babies sündhaft teure Austauschpickups zu verpassen, ohne sich damit zu befassen, welche Möglichkeiten die Pickup-Verdrahtung eröffnen. Wer deren Wirkungen kennen lernt, weiss: es gibt viel, was Sinn macht.
Bei Strats empfehle ich folgende Schaltungen (ohne damit den Grundsound der Strat allzu gross zu beeinflussen):
Dummy Coil: bestmögliche Schaltung, um die Single Coils (Middle PU nicht RWRP) zu entbrummen und um den Ton anzusättigen (fetter zu machen)!
Es gibt hier zwei Möglichkeiten: Serielle Schaltung (Humbucker ähnlich) oder die Parallelschaltung! Hat man einen Middle PickUp der RWRP gewickelt ist (bei den meisten neuen Gitarren so), dann benötigt man die Schalterausführung mit dem Doublewaver (zwei Schaltebenen)!
Blend Control: macht aus der Strat-Schaltung eine Tele Schaltung (der Hals- oder der Steg-Pickup wird parallel zusammengeschaltet).
Humbucker-Schaltung: schliesst den Mittel-Pickup über einen Push-Push Poti mit dem Steg-Pickup in Serie zusammen und man hat damit eine Humbucker-Schaltung.
Bei Humbucker-Gitarren ist es eigentlich einfach: die serielle Schaltung (klassisch) ist einfach zu ersetzen. Alle Versuche wie z.B. beim Switcheroo System von Tom Anderson, wo alle Schaltungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, stellen sich auf der Bühne als unpraktisch heraus (meine pers. Meinung). Natürlich muss bei einer S/S/H- Gitarre der Humbucker splittbar sein! Bedeutend praxisgerechter ist ein fünf- oder sechsfach-Drehschalter, der folgende PU-Kombinationen abdecken sollte: 1-2-3 der Standard. 4 und 5 (-6) benötigte Phase-invers oder Coil-split SC-Kombinationen.
3. Volume Pot Secrets - deine Gitarre braucht eine Filterschaltung:
Da beim Abregeln des Volume-Potis leider die Höhen verloren gehen, ist bei Gitarristen die Meinung stark verbreitet, dass deshalb immer mit offenem Regler gespielt werden muss. Dies betrifft aber nur die Standard-Schaltung der Firmen als auch die billiger Kopien!
Dabei - für mich persönlich - erreicht man durch das Abregeln des Volume Potis mit den besten Clean Sound überhaupt (natürlich in erster Linie bei entsprechend hochwertigen Amps).
Damit dabei die Höhen erhalten bleiben, benötigt man dazu unbedingt einen Kondensator, welcher parallel über das Volume Poti gelötet wird zwischen Eingang und Mittelabgriff/Ausgang. Je höher der Wert, z.B. 680pF, desto mehr Bassfrequenzen und Höhen-Pegel bleibt beim Abregeln erhalten. Je niedriger der Wert, desto weniger Bassfrequenzen und mehr Höhen-Pegel bleiben erhalten.
Damit aber auch die richtig definierten Bässe erhalten bleiben, benötigen wir meist auch einen Widerstand parallel zum Volume Poti. Hier verhält es sich genau umgekehrt: je höher der Wert des Widerstandes, z.B. 220kOhm, desto weniger Bässe bleiben erhalten. Je geringer der Widerstand, z.B. 150kOhm, desto mehr Bässe bleiben erhalten. Mit Ausnahme des Hals Pickups einer Les Paul bevorzuge ich eigentlich immer eine Doppelschaltung, d.h. Kondensator & Widerstand parallel zum Volume-Potentiometer.
Natürlich spielt die Toleranz und die Qualität der Bauteile eine große Rolle. Bestens bewährt haben sich als Kondensatoren Silver Mica Cabs oder sog. COG und Metallfilm-Widerstände. Aber billige Bauteile vom Elektrogroßhandel tun es in bestimmten Bereichen auch.
Welcher Wert zum Einsatz kommt, ist abhängig vom K-Wert des Vol-Potis (!) und vor allem persönliche Geschmacksfrage - und natürlich auch abhängig von der Gitarre/Bass, sowie vom Amp und Musikstil.
Meine persönlichen Werte bei hochwertigen Gitarren, SolidCore-Verdrahtung vorausgesetzt!
Ausgehend vom Strat-Standard 250kOhm-Poti mit logarithmischem Verlauf (B-Typ) gilt: 1nF//100K
Besser ist die Umrüstung auf 500K mit 1nF//180K, dann klingt der Ton dynamischer und besserer Regelbereich!
Für Vintage-Git. oder sog. Reissues mit jeweiligen Original-Werten (K-Wert höher als heute) gilt:
61er mit 500K-Poti: 680pF & 168kOhm; 57er mit 500K-Poti: 680pF & 150kOhm
54er mit 1Mohm-Poti: 680pF & 220kOhm
Nocaster Tele mit 1Mohm-Poti: 560pF & 150kOhm; Std Tele + 250K-Poti: 560pF & 120kOhm
59 Les Paul Steg: 680pF & 220kOhm 59 Les Paul Hals: 330pF
Im voll aufgedrehten Zustand beeinträchtigen die Kondensatoren & Widerstände den Grundton nur sehr, sehr gering.
4. Das Tone-Poti - more than a feeling: der süsse Ton beim Abregeln
Viel zu selten wird das Tone-Poti in das Gitarrenspiel integriert - verständlich, wenn beim Abregeln nur Mulm übrigbleibt. Auch hier bieten natürlich auch div. Schaltungstricks entscheidende Abhilfe.
Ausschlaggebend ist in erster Linie der Wert des verwendeten Kondensators. Die Qualität des Dielektrikum (Isolationsschicht) der Kondensatoren bestimmt die Impuslssteilheit, d.h. die Schnelligkeit und damit den Klangcharakter in der Art/Dynamik, mit der Höhen bedämpft werden (etwas laienhaft verständlich dargestellt). Deshalb nehme ich gerne sog. MKP oder Wima400, auch Xicon (die kosten kein Vermögen); Sprague Orange Drops sind die meist überteuerte Alternative.
Ausgehend von den üblichen Poti-Standard-Werten 250KA (Strat) und 500KA (LP) gilt:
0,1 µF: der Ton wird bei den ersten 50% des Regelweges im unteren Höhenbereich deutlich entschärft. Es bleiben allerdings die oberen Höhen erhalten mit weichem Ton, dann erst wirds dumpf. Empfohlen für jene Strat & Teles, bei denen der Grundton dünn und ausdrucks - bzw. körperlos daherkommt.
0,047 µF: der Ton verhält sich wie bei 0,1 µF; bei den ersten 10% des Regelweges im unteren Höhenbereich deutlich entschärft (es bleiben etwas obere Höhen erhalten) , jedoch werden auch die oberen Mitten beieinträchtig und der Ton wird dann sofort eklig dumpf (Standard bei Strat & Teles).
Fazit: eigentlich wenig empfehlenswert. Alternativ 33nF probieren.
22 nF: der Ton verhält sich wie bei 0,1 µF, jedoch werden auch die oberen Mitten beieinträchtig und dann wirds etwas näselig dumpf (Standard bei Les Paul).
10 nF: der Ton wird in den ersten 30% beeinträchtigt (auch schon in den obersten Höhen) und es entsteht ein weicher Wah Effekt.
5 nF: der Ton verliert an Brillanz und es entsteht ein näseliger Wah-Effekt (z.B. Santana).
3nF: ist für die Fusion-Jungs vorbehalten - leicht jazziger Ton.
5. Gute Kabel sind rar, Aushören ist Pflicht - Vorsicht geboten:
Ich zitiere hier mal ein irres Statement von einem Händler (Ron der Grosse von PRO Guitar):
>> Von vielen Kunden bekommen wir skeptische Blicke, wenn es um teuere Kabel geht. Die Gedanken kann ich oft lesen "der will mir bloss mein Geld aus der Tasche ziehen, doch bringen tut´s nicht wirklich viel"! So oder ähnlich haben wir alle schon mal gedacht.
Gut, darüber könnten wir nun viel diskutieren. Ich möchte dies allerdings abkürzen und mit einer einzigen technischen Erklärung, die jeder verstehen kann, verdeutlichen.
Jeder, der sich mit Schall (Akustik) schon einmal etwas mehr auseinander gesetzt hat, weiss, dass Bässe immer langsamer sind als Höhen. D.h. tiefe Frequenzen benötigen mehr Zeit als hohe Frequenzen um ans Ziel zu kommen. Dieses Gesetz ist vor allen Dingen bei Lautsprechern sehr problematisch - aber auch bei Kabeln.
Wir schicken am Eingang eines jeden Kabels unser Signal rein (also alle Frequenzen zur gleichen Zeit) und diese suchen sich jetzt den kürzesten und schnellsten Weg um ans Ziel zu kommen (Elektrotechnik eben). Nehmen wir nun als Beispiel Höhen mit 6000 Hz (6kHz) welche 6000mal pro Sekunde schwingen und stellen 60Hz Bässe genüber (d.h. also 60 mal pro Sekunde). Jedes Kabel hat Verluste (jedes) und deshalb gilt nun zu bestimmen, was kommt am Ausgang wirklich noch an und zu welcher Zeit. Ganz klar, Höhen werden bedämpft (durch die kapazitive Wirkung der Kabelisolation) und Bässe werden undifferenziert (durch die Modulation der geringen Wiederholungsfrequenz).
Nun geht man her und entwickelt unterschiedliche Leitfähigkeiten einzelner Kabel für unterschiedlichen Frequenzen. Es liegt also nahe, z.B. für die Bässe, die Mitten und den Höhen einzelne Kabel (sprich Leiter) zu verwenden um die Beeinflussung (Bedämpfung) so gering wie möglich zu halten. Silber & Kupfer z.B. haben unterschiedliche Leitwiderstände (Dämpfungsfaktoren), welche sich natürlich auf die einzelnen Frequenzen unterschiedlich auswirken. Ganz klar, dass ein Kabel mit drei verschiedenen Seelen wesentlich teurer ist als ein Kabel mit einer. Auch wenn dann noch Silber zum Einsatz kommt, können wir uns alle ausmalen, was das wohl kosten wird.
Wenn wir es schaffen, dass Bässe ebenso schnell und laut am Ziel sind, wie die Höhen, kann sich jeder Vorstellen, wie anders plötzlich der Ton zu hören ist.
Bestes Beispiel: FatsoFlex oder Monster Cable. Nervt also mal eine Strat mit zu harschen Höhen, mal ein anderes Kabel probieren. FatsoFlex geht noch einen Schritt weiter: es filtert nervige Höhen (z.B. Telefonfrequenz) und beschleunigt (verstärkt) den unteren Frequenzbereich (die Kunden behaupten nun es klingt deutlich komprimierter und wärmer) - derweilen ist dieses Kabel einfach nur schneller bei tiefen Frequenzen. (hab ich gelacht !!!! :-))
Ich werde für Gitarren und Bässe nur noch das FatsoFlex Kabel zum Einsatz bringen (Achtung: die Kette darf nicht unterbrochen werden)! <<<
Soweit das Zitat. Dazu kann ich nur anmerken: ... lol . lol . lol .... lol . lol . lol .... lol . lol . lol .
Es gibt derzeit nur ein einziges käufliches, sauteures Kabel, welches alle positiven Kriterien erfüllt:
ein SolidCore-Kabel. Es kommt aus der Schweiz: VOVOX go to: http://www.vovox.com
Die Investition macht allerdings nur dann Sinn, wenn auch die Schaltung in der Gitarre mit soliden Leitern verdrahtet ist. Und dabei gilt: so dünn wie möglich - am besten Pickup-Spulendraht!!!!
Dann entsteht ein dynamischer Ton, der umwerfend ist. Hört sich unglaublich an - check it out....
Die von mir bereits 1993 entwickelten AWE-SolidCore-Kabel aus dem Studio-Bereich sind klanglich überlegen - aber leider für Bühnen- oder engen Probenraum-Einsatz zu unflexibel und mechanisch empfindlich. Seufz, seufz!
Deshalb empfehle ich als echte Alternative hochwertige symmetrische Mikrofonkabel - dünn und trittfest, aber bloss nix mit versilbert oder Ekelteile von Monster und Co. Genau!
Und billige, leichte, metallarme Klinkenstecker, z.B. von Reichelt Elektronik. Die müssen ja nicht unbedingt Panzerketten-überrollfest sein....
6. Saiten
Als Minimum-Saitenstärke empfehle ich 0.10 (und nicht weniger), denn die Saitenstärke ist immens wichtig für den Ton. Je mehr Masse bewegt wird, desto fetter der Ton. Hierbei spielt die Biegesteifheit des Saitenkerns eine grosse Rolle. Amerikanischer Stahlkern ist fester, ein deutscher Stahlkern lässt sich weicher ziehen, das alleine kann schon viel Spielkomfort auslösen (letztere haben allerdings auch einen grösseren Hub und neigen eher zum Schnarren).
Für Single Coil Strats verwende ich prinzipiell Pure Nickel Saiten - halten zwar nicht so lang, dafür ist der Ton aber schön vintage rund mit feinen Obertönen. Eine sehr gute Wahl ist Pyramid 503.
Für Teles nehme ich gerne 10er Pure Nickel Saiten mit 49er E-Saite - der Ton wird rund und fett.
Für Humbucker-Gitarren gilt es feiner zu differenzieren:
Bei Les Pauls benutze ich mind. 11er Saiten mit 49er E-Saite (gibt nochmal ein Pfund mehr Punch)
mit Nickel Legierungen, da hier der Ton noch etwas differenzierter abgebildet wird. Eine sehr gute Wahl ist die D'Addario medium oder GHS GBM Boomers medium.
Bei ES335 oder 175-Semis nehme ich mind. 11er Saiten, aber mit 048er oder 52er E-Saite (gibt Wärme, Druck und Blues-Crunch). Eine sehr gute Wahl ist die DeanMarkley 2505A medium.
Dickbauch-Jazzboxes benötigen zweierlei: Rockabilly-Geigen à la Gretsch brauchen mindestens 11er-Sätze, sowohl GHS NickelRockers als auch Pyramid 503.
Reine Jazztöner greifen besser zu Gallo, Thomastik oder sonstwas. Da in der üblichen Szenepraxis eh die Höhen verdammt sind und weggedreht, isses denn doch egal, oder????? Böse, was?
So, das soll mal genügen. (für heute) Noch Fragen??